“Gottes Urknall”
Die Überschrift ist in Anführungszeichen eingeschlossen, nicht deshalb etwa, weil ich damit die Aussage relativieren möchte, dass Gott und Urknall in irgendeiner kausalen Beziehung zueinander
stünden (was gleichfalls sinnvoll wäre), sondern darum, weil ich diese Überschrift als Zitat und nicht als Plagiat verstanden haben möchte. Im Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL
(Nr. 52 / 1998) prangte jene Überschrift in großen Lettern auf der Titelseite, mit dem Zusatz versehen: „Kosmologie an der Grenze zur Religion“.
Das macht neugierig.
Letztlich zählt DER SPIEGEL, so sicherlich das Selbstverständnis des Herausgebers nebst Redaktion und im Ansehen der Leserschaft, zu einer den „seriösen Journalismus“
repräsentierenden Zeitschrift. Und diese Form von Journalismus zeichnet sich aus durch Kompetenz, sachliche Berichterstattung sowie kritisches Hinterfragen von Zusammenhängen und ist zudem (das soll es
auch schon gegeben haben) im Aufdecken von Missständen aktiv. Hier hat DER SPIEGEL
anscheinend Tradition. Über Wirtschaft, Politik, Gesellschaft, Kultur etc. bildet man sich Meinungen, um die Leser-Klientel zu bilden und zum eigenen Denken anzuregen. So etwa der Anspruch. Zudem gehören Artikel über Wissenschaft und Technik ebenfalls zum Themenkreis dieser Zeitschrift. Drei Texte in genannter Ausgabe erregten meine besondere Aufmerksamkeit:
- „Furcht vor dem Fegefeuer“ - Hier geht es um die Problematik der sog. Klimakatastrophe.
- „Der erschöpfte Schöpfer“ - Wie nahe sind sich Wissenschaft und Religion gekommen?
- „Die Welt aus dem Nichts“ - Das Schicksal des Weltalls ist fast endgültig aufgeklärt.
Während der erste Beitrag sich mit durchaus irdischen Dingen auseinandersetzt, befassen sich die beiden anderen Artikel mit Erkenntnissen, die für uns mit Sicherheit nicht von unmittelbarer
Bedeutung sind. „Klimakatastrophe“, „Treibhauseffekt“ oder ähnliche Schlagworte sind jedem bekannt. Hier einige Sätze aus dem SPIEGEL-Artikel „Furcht vor dem Fegefeuer“:
Immer mehr Forscher weisen darauf hin, wie unvollständig die Computerhochrechnungen das wirkliche Erdklima abbilden.
Weil das reale Klimageschehen so schwer zu durchschauen ist, beeinflusst stets auch der jeweils herrschende Zeitgeist
die Vorhersagen. Auf dem Höhepunkt der Umweltbewegung Mitte der achtziger Jahre etwa konnte die Erderwärmung nur als Klimakatastrophe wahrgenommen werden - wie die katholische Kirche mit dem
Fegefeuer droht, so warnt Greenpeace vor der Treibhaushölle.
Das war nicht immer so, In den fünfziger und sechziger Jahren rauschten die Temperaturen weltweit in den Keller, Die
Winter waren fast überall frostig, viele Flüsse froren zu.
Damals warnten die Klimaforscher plötzlich vor einer weit größeren Gefahr: einer neuen Eiszeit.
Das ist doch überaus erstaunlich: Der „Zeitgeist“ (was immer sich dahinter ganz genau
verbergen möge) beeinflusst “objektive” wissenschaftliche Aussagen! Das Problem eben: Die Realität ist schwerer zu überschauen, als man dies in seriösen wissenschaftlichen Kreisen wahrhaben wollte. Das langfristige globale Klima (und natürlich auch das kurzfristige lokale Wetter) sind - dies die „völlig neue“ Erkenntnis - komplexer, als man es bisher vermutete und zum Teil wohl immer noch vermutet. Die Einflussgrößen, die Klima und Wetter determinieren, sind bislang weder vollständig erfasst noch sicher zu bewerten. Man muss eben
immer damit rechnen, dass neue Informationen - im Zuge des empirischen Kenntnisfortschrittes - ein bis dato gehegtes und gepflegtes „Standardmodell“ in die Schranken weisen.
Die Schwierigkeiten, die mit Prognosen - gleich welcher Art - verbunden sind, bestehen darin, dass für eine solche Prognose ein gültiges Modell (auf Basis des gegebenen Erkenntnisstandes der
Naturgesetze, bzw. dessen, was man dafür hält) zur Verfügung stehen muss und dass zudem die notwendigen Prozessparameter (als Anfangs- und Randbedingungen) ermittelbar sind. Jetzt lässt sich (z.B. mit
Hilfe von Computer-Simulationen) der Prozessstatus (z.B. das Klima) vorausbestimmen. Drei unbeantwortbare Fragen jedoch werden diese Vorhaben für immer vereiteln:
- Bildet das (Simulations-)Modell im Rahmen erkannter - und anerkannter - Naturgesetze (mit der Physik als dem naturwissenschaftlichen Fundament) die wahren Verhältnisse hinreichend genau ab? -
Aber: Was bedeutet „hinreichend genau“?
- Sind alle relevanten Prozessparameter hinreichend genau bekannt? - Nochmals: Was bedeutet „hinreichend genau“?
- Wenn die Voraussetzungen 1. und 2. vielleicht erfüllt sein sollten, so bliebe immer noch die unbeantwortbare Frage offen: Wie groß ist der „Konvergenzbereich“ von Realität
und Modell? - Man muss immer
damit rechnen, dass nach „hinreichend langer Zeit“ Realität und Modell divergieren. Und bei „chaotischen Prozessen“ (Klima und Wetter beispielsweise sind von solcher Art) ist dies stets der Fall.
Hierzu einige Anmerkungen. Komplexe Systeme zeichnen sich durch eine mitunter weitgehende Stabilität aus. Wäre dem
nicht so, gäbe es uns nicht. Widrige äußere Einflüsse werden weitgehend “ausgeregelt” (Stichwort Homöostasie.
Hier handelt es sich - speziell in ökologischen Systemen beispielseise - um nichtstatische Gleichgewichtszustände. In diesem Kontext wird auch vom Fließgleichgewicht
gesprochen.) Es kann aber auch sein, dass ein relativ stabiles System von einem Zustand in einen anderen stabilen Zustand “umkippt”. Komplexe Systeme können mehrere metastabile Zustände einnehmen, wobei “Zustand” - wie bereits angedeutet - im Allgemeinen kein statischer Zustand sein muss. Hier taucht nun die Frage auf, wie es denn sein kann, dass von den Klima-Apokalyptikern dem Menschen die Fähigkeit zugesprochen wird, das globale Klima mittelfristigfristig (was sind schon 100 Jahre!) stetig zu verändern, wobei von einer marginalen Temperaturerhöhung von etwa 0,6 grd C in den vergangenen 100 Jahren die Rede ist. Wie antropozentrisch dies gern gesehen wird, zeigt folgendes Zitat (Funktion von Ökosystemen):
Ökosysteme befinden sich normalerweise in einem Gleichgewichtszustand, der nur vom Menschen auf Dauer irreversibel zerstört werden kann. Der Gleichgewichtszustand
wird durch die Fähigkeit zur Selbstregulation immer wieder, selbst nach großen Katastrophen, hergestellt.
Der Mensch wird hier als die größte denkbare Katastrophe, der Super-Gau der Super-Gaus - angesehen, die weit über
das hinauszugehen scheint, was die Natur (im weitesten Sinne des Wortes) sonst noch zu bieten hat.
Asteroidentreffer, nach Meinung einiger Wissenschaftler verantwortlich für das Aussterben der Saurier vor 60 Millionen
Jahren etwa, sind Peanuts im Vergleich zu dem, was durch die Menschen verursacht wird. Und was bedeuten schon lang- und mittelfristige Schankungen der Sonnenaktivität im
Vergleich zu dem CO2-Austoß der Pkw!
Im Ernst: Selbst wenn die biologische Spezies homo sapiens
(eine maßlose Übertreibung in Ermangelung echten Vergleiches) eines Tages - meinetwegen selbstverschuldigt, ich glaube zwar nicht daran - nicht mehr existiert, ist das vielleicht der Ausdruck dafür, dass
“Der Gleichgewichtszustand (...) durch die Fähigkeit zur Selbstregulation immer wieder, selbst nach großen
Katastrophen, hergestellt”
wird. Das klingt vielleicht zynisch und makaber, ist aber nicht ganz so böse gemeint. Jedoch: Wir sollten uns davor
hüten, uns allzu sehr in den Mittelpunkt des “Weltgeschehens” rücken zu wollen. Diesen Platz haben wir nicht verdient; und einem solchen Anspruch werden wir -
weder im positiven noch im negativen Sinne - mit Sicherheit nicht gerecht.
Wenn - hier sei ein Bezug auf aktuelle Ereignisse (August 2002) erlaubt - von einer Jahrhundertflut die Rede ist, so
gehen mir persönlich die erhobenen Zeigefinger der Grünen und deren Reden der Art wie Wir haben doch schon immer gewarnt...
auf die Nerven. Aus tragischen Ereignissen politisches Kapital schlagen zu wollen, finde ich unredlich. Man sollte aber aus solchen Dingen die richtigen Lehren
ziehen und nicht nach politisch-korrekten Sündenböcken (die Autofahrer sind die Schuldigen!) fahnden. Als es seinerzeit darum ging, den industriellen Schadstoffausstoß zu reduzieren - so lange ist das eigentlich noch gar nicht her - befand man sich, den Umweltschutzgedanken mit Leben erfüllend, noch auf dem richtigen Weg. Heute jedoch haben leider die Ideologen das Sagen, und das Kohlendioxid avancierte zum “Umweltgift” Nr. 1.
Da gibt es ein Buch, dessen Ursprünge schon recht weit zurück liegen. In dieser Schrift ist von einer großen
Überschwemmung die Rede, Sintflut
genannt. Jene Flut war als Strafaktion gedacht und zur Bereinigung der Ökologie (die Autoren nannten es seinerzeit etwas anders). Ob diese Aktion langfristig wirklich erfolgreich war, sei dem Urteil des Lesers überlassen...
Hier ein interessanter Artikel in der FAZ (Nachtrag 20.03.2005): Zufall oder Zwangsläufigkeit
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Fazit: Die Anzahl der „Unbekannten“ ist nicht nur viel größer, als in einschlägigen wissenschaftlichen Kreisen angenommen wird, sondern selbst völlig unbekannt! Die
Konsequenz: Aussagen über die langfristige Entwicklung des Erdklimas sind mit Sicherheit falsch, bzw. die bekannten Fakten lassen einen unangemessen großen (auch
personenabhängigen) Interpretationsspielraum zu, sodass hiermit unser oft bemühter und mehr oder minder beliebter „Zeitgeist“ zu seinem Recht kommen mag. (Und dieser
Zeitgeist drückt sich aus in der Amerikanisierung der Naturwissenschaften - unter anderem.)
Von objektiver Wissenschaftlichkeit kaum die Spur!
Ach so, fast hätte ich es vergessen: Nach neueren (es war wohl 1998 oder 1999, die Einzelheiten sind mir entfallen) wissenschaftlichen Erkenntnissen sollen nun hierzulande
irgendwann - das hatten wir schon einmal - die Temperaturen sinken! Ein Wissenschaftler am Potsdamer Institut für Klimaforschung hat dies mit einem neuen
Computermodell herausgefunden. Danach beeinflusst der Golfstrom das Klima in Europa in den nächsten 50 bis 100 Jahren dahingehend, dass es deutlich kälter werden wird.
Obwohl meine prophetischen Fähigkeiten sich in sehr engen Grenzen bewegen, wage ich dennoch die Prognose, dass dies mit Sicherheit nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Ich
bin gespannt, wann eines Tages - nach „neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen“ - sich tropische Verhältnisse in unser Mitteleuropa verirren werden. In fünfzig Jahren vielleicht
oder in hundert. Vielleicht aber auch nicht. Kühlschrank oder Backofen - das ist die Frage. Und diese Frage wird unbeantwortet bleiben. Wie viele andere Fragen auch.
Was das alles mit „Gottes Urknall“ zu schaffen hat, ist schnell erklärt. Da also - wie gerade angedeutet - gibt es anerkanntermaßen Vorgänge, die sehr schwer bis überhaupt
nicht langfristig prognostizierbar sind. Auf die Gründe dafür ging ich ansatzweise ein. Voraussagen für viele Prozesse (hier für das Klima), sind mit äußerster Vorsicht zu genießen.
Doch zum Glück kann die Wissenschaft auf Vorgänge - offensichtlich weitaus einfacherer Natur! - verweisen, für welche die angeführten Einwände gegenstandslos sind. Da „weiß“
man mit ziemlicher Sicherheit, wie das Universum entstanden sein mag, und wann das ungefähr gewesen war. 15 Milliarden Jahre liegt dies derweil schon zurück. Und
begonnen hat das alles mit dem in Fachkreisen sehr beliebten Urknall. Und man „weiß“ auch, wie die Welt 10-43 Sekunden danach aussah. Und vieles andere „weiß“ man
außerdem. Bitte genügend bewundern und in Ehrfurcht erstarren: Man vermutet dies nicht - man weiß das alles!
Wie der Kosmos 15 Milliarden Jahre nach dem Urknall aussieht, das wissen - wissen! -
die Wissenschaftler aus den aktuellen Beobachtungen des Weltalls. Und darum wissen - wissen! - sie auch, wie groß es ist und wie es weiter sich entwickeln wird. Alternative
Modelle, miteinander ein wenig konkurrierend, ändern an der grundsätzlichen Einschätzung der Astronomen, Astrophysiker und Kosmologen nicht besonders viel.
Folgende Schlussfolgerungen drängen sich dem unwissenden und naiven Beobachter auf. Wenn die Aussagen der seriösen Wissenschaft richtig sein sollten (nur einmal
angenommen), so muss dies logischerweise auf den drei als Fragen formulierten Voraussetzungen basieren. Diese Fragen seien hier, etwas konkretisiert, beantwortet:
- Es existieren „hinreichend genaue“ theoretische Modelle, für die Welt als Ganzes. Mögliche unbedeutende Korrekturen an diesen Modellen beeinflussen die daraus
zu gewinnenden Aussagen nur graduell, nicht grundsätzlich. Auch die relevanten physikalischen Gesetzmäßigkeiten lassen keine grundlegenden Fragen unbeantwortet.
- Alle maßgeblichen - alle! - Systemparameter (des Universums wohlgemerkt) sind mit „hinreichender Genauigkeit“ bekannt und eindeutig auf Basis bekannter - und
erwiesener! - Naturgesetze interpretierbar. Mögliche unbedeutende Korrekturen an diesen Werten beeinflussen die unter 1. genannten Dinge nicht prinzipiell.
- Das Universum verhält sich in seiner Gesamtheit streng deterministisch. Chaotische Prozesse (im Detail) sind für die generelle Entwicklung (im Ganzen) unbedeutend.
An dieser Stelle bereits sei ein leiser Zweifel erlaubt. Doch bevor wir mit dem Zweifeln (oder dem Verzweifeln ob der Hybris der ach so seriösen Wissenschaftler) beginnen,
möchte ich einige Zeilen aus dem SPIEGEL-Artikel „Die Welt aus dem Nichts“ zum besten geben. Schon der Titel ist sehr aufschlussreich.
Binnen eines Jahres hat sich die Wissenschaft von der Vision eines
Welten-Endes verabschiedet. Eine der tiefsten Ängste der Menschheit hat sich als Irrglaube erwiesen.
Statt zu kollabieren, wird sich das Universum immer weiter und
immer schneller ausdehnen - als herrsche im Weltall, wie in einem explodieren Kessel, ein Druck, der es auseinandertreibt. Weil dadurch die Abstände zwischen den Sternen ständig wachsen,
sehen die Astrophysiker die Zukunft als einen Kosmos, der leerer wird. ...
In der vergangenen Woche kürte das einflußreiche Wissenschaftsblatt „Science“ die neuen Ergebnisse zur
bedeutendsten Entdeckung des Jahres. „Die Rätsel der Schöpfung“, erklärt der US-Kosmologe Alan Guth, „erscheinen immer weniger wie unlösbare Mysterien.
Die Verkünder des „Welten-Endes“ beriefen sich darauf, dass es - und da gibt es in den einschlägigen wissenschaftlichen Kreisen kaum ernsthaften Zweifel - einen „Welten
-Anfang“ gegeben haben muss - vor 15 Milliarden Jahren, wie wir jetzt alle wissen. Über Jahrzehnte hinweg galt es das Problem zu lösen, ob die Expansion des Universums eines
schönen Tages gestoppt werden wird und das Ganze - möglicherweise - sich einmal umkehren könnte.
Wie der Anfang - so das Ende.
Und außerdem: Ob es in fünf oder zehn Milliarden Jahren ein „Welten-Ende“ geben wird oder auch nicht, dürfte auf die „tiefsten Ängste der
Menschheit“ kaum einen Einfluss ausüben. Die Sonne wird irgendwann (in fünf Milliarden Jahren vielleicht oder etwas früher oder etwas später -
was soll’s) ohnehin nicht mehr in ihrer jetzigen Form existieren. Und ob „die Menschheit“ in hundert Jahren oder in hundert Millionen Jahren noch
existiert, ist eine Frage, die wir ohnedies nicht beantworten können. Die „tiefsten Ängste der Menschheit“ bewegen sich mit Sicherheit auf einer
weitaus bescheideneren Zeitskala und auf einer mehr individuellen Ebene. Kosmische Zeiträume, nach Jahrmilliarden zählend, sind für „die
Menschheit“ ziemlich bedeutungslos (so lanfristig plant kein Mensch) - für den Einzelnen erst recht. (Das nur zur Ergänzung.)
Ein wichtiger Parameter, der über das Schicksal der Welt entscheiden sollte, war die berühmte mittlere Massendichte. Übersteigt diese einen
gewissen Grenzwert (innerhalb des theoretischen Rahmens der Allgemeinen Relativitätstheorie zu bestimmen und eine im Mittel homogene
Massenstruktur voraussetzend), dann wird sich - so die bisherige Auffassung - der ganze Prozess der „Expansion der Welt“ einmal umkehren.
Unterhalb dieses Grenzwertes reicht die Gravitation nicht aus, den Vorgang der Ausdehnung endgültig abzubremsen.
Und schließlich stolpern wir noch über jene gewaltige Erkenntnis:
„Die Rätsel der Schöpfung erscheinen immer weniger wie unlösbare Mysterien.“
Hier erübrigt sich wahrscheinlich jeglicher Kommentar. Ist eine Aussage dieses Anspruches nun extrem anmaßend oder schlicht und ergreifend nur
gnadenlos lächerlich? (Das mag der/die Leser/in bewerten.) Jetzt aber stellt man fest (und hier finden wir die eigentliche Neuigkeit), dass die
Expansion - unabhängig von der angenommenen Massendichte - nicht gebremst wird.
Doch weiter im Text aus dem SPIEGEL:
So hat sich in den vergangenen Monaten der Nebel ein Stück weit gelichtet, der die Grundprobleme der
Schöpfungsgeschichte umgibt: Was war am Anfang? Wie alt ist das Universum? Woraus besteht es?
Über Fragen von so betäubender Wucht hatten sich Generationen von Astronomen die Köpfe zerbrochen. Aber je
tiefer sie in die Geheimnisse des Alls zu dringen suchten, desto mehr Rätseln sahen sie sich gegenüber.
Noch vor zwei Jahren stellte sich die Situation fast aussichtslos dar. Erbittert und ratlos stritten die Kosmologen zum
Beispiel über das Alter des Universums. Es schien jünger zu sein als seine ältesten Sterne: Während Messungen der
Galaxienbewegung auf einen Urknall vor acht bis zehn Milliarden Jahren hindeuteten, schien das Licht von
Kugelsternhaufen zu beweisen, dass diese mehrere Milliarden Jahre früher entstanden sein muss. „Unsere Weisheit ist am Ende“, klagte 1995 der US-Astrophysiker Michael Turner.
Plötzlich sei diese qualvolle Zeit jetzt vergessen, sagt Matthias Bartelmann vom Münchner Max-Planck-Institut für
Astrophysik: „Seit ein paar Monaten gehen wir Kosmologen auf Wolken.“ Aus Messungen des Weltraumteleskops
Hubble ergibt sich nun eindeutig das Alter des Alls: 15 Milliarden Jahre. Die Kugelsternhaufen sind als deutlich jünger erkannt worden.
„Jetzt fügt sich vieles zusammen“, erklärt der Harvard-Astronom Robert Kirshner,... Manche Forscher sprechen von
einer zweiten Kopernikanischen Revolution.
Eine bislang unverstandene Energie - die sogenannte kosmologische Konstante - trieb sodann die Galaxien
auseinander und blähte, die Explosion des Urknalls verstärkend, den Weltraum weiter auf. „Eine kosmische
Antigravitation“ sei entdeckt worden, so umschrieb es „Science“ im vergangenen Februar.
Noch ist die Interpretation der Daten nicht abgeschlossen, welche die immerwährende Ausdehnung, die Inflation und
die kosmologische Konstante begründen sollen. Auch bleiben viele Rätsel des Weltalls von den neuen Daten
unberührt: Woraus besteht die dunkle Materie, eine schwer ergründbare Schattenwelt, die einen Großteil des
Kosmos ausmacht? Doch all die Fragen, die bestehen bleiben, ändern nichts daran, dass der Blick der Kosmologen auf die Welt in den letzten Monaten ein anderer geworden ist.
Starker Tobak! Als Science-Fiction-Geschichte mag das recht unterhaltsam sein - aber als seriöse Wissenschaft? Um diese Aussagen, zum Teil
wenigstens, bewerten zu können, sei ein kleiner Abstecher in die Vergangenheit den weiteren Überlegungen vorangestellt. Was also dürfen wir mit dem Stichwort “dunkle Materie”
in Verbindung bringen?
Der Planet Neptun sei in diesem Zusammenhang genannt, der angeblich am Schreibtisch entdeckt wurde. Der sonnennähere Uranus zeigte in der
Beobachtung Abweichungen, die der Theorie zu widersprechen schienen. Die Idee, dass hier ein Versagen der Newtonschen Theorie vorliegen
könnte, war seinerzeit nicht allen Astronomen angenehm. Die Erfolge der Theorie erschienen bis zu diesem Zeitpunkt bereits so überwältigend, dass
einige Astronomen nach anderen Ursachen für diese Nichtübereinstimmung zu suchen begannen. So auch der Franzose Leverrier (Urbain Jean Joseph Leverrier
, 1811-1877). Und eine solche Ursache konnte nur ein bis dato nicht gesichteter Planet sein.
Diese Arbeitshypothese wurde umgesetzt, indem man einen Planeten außerhalb der Neptunbahn vermutete und nach ihm auch suchte. Aus der
„Bahnstörung“ des Uranus konnte man die Bahnparameter des noch unentdeckten Planeten errechnen. Und dies alles mit Hilfe der Newtonschen
Theorie! Dadurch war man in der Lage, den Aufenthaltsort des theoretisch berechneten Planeten einzugrenzen. Und tatsächlich, 1846 entdeckte der deutsche Astronom Johann Gottfried Galle
(1812-1910) auf Hinweis Leverriers den neuen Planeten ungefähr an der Stelle, an der man ihn vermutete.
So die gängige Darstellung in (nicht nur) populären Schriften.
Doch ganz so einfach ging die Sache in Wahrheit gar nicht auf, da mit den vorhandenen Daten „Der Große Unbekannte“ nicht eindeutig
identifizierbar sein konnte. Zwar kann man aus den Bahnparametern zweier Planeten deren wechselseitige „Störung“ errechnen, wenn die Bahnen und Massen beider Planeten bekannt
sind. Die Umkehrung der Angelegenheit jedoch ist nicht eindeutig durchführbar, zumal alle
Beobachtungsergebnisse fehlerbehaftet sind. Dabei können kleine Beobachtungsfehler gewaltige Auswirkungen in den Ergebnissen haben. (Doch die
ganzen technischen Einzelheiten sind jetzt nicht besonders wichtig.)
Als ein weiterer Parameter also musste die mutmaßliche Entfernung des unbekannten Planeten von der Sonne in die Rechnung als hinreichend gut bekannte
Größe eingehen. Eine erste Näherung für diese Entfernung stützte sich meines Wissens auf die sogenannte (allerdings nicht wirklich exakte) Titius-Bodesche Reihe (nach Johann Titius
, 1729-1796 und Elert Bode, 1747-1826). Diese geht hervor aus einer empirischen, innerhalb
keiner Theorie begründbaren, Formel, die eine Gesetzmäßigkeit der Abstände der Planeten herstellen sollte. Für die sonnennahen Planeten gibt es
eine recht gute Übereinstimmung zwischen Hypothese und den tatsächlichen Entfernungen, wobei (so weit mir bekannt ist) bis heute nicht geklärt ist,
ob es sich um einen zufälligen Zusammenhang handelt oder um eine noch nicht erfasste Gesetzmäßigkeit. Allerdings misst man dem Titius-Bodeschen Gesetz - so es denn eines wäre
- keine überragende Bedeutung bei. Und die Nicht-Bedeutung resultiert aus der Nicht-Erklärbarkeit. Dieses
Thema möchte ich nicht weiter vertiefen. Tatsache jedoch: Zwischen Mars und Jupiter klafft - wenn die Titius-Bodesche Reihe eine Gesetzmäßigkeit beschreiben sollte
- eine Lücke. Zwar hat man dort keinen „ausgewachsenen“ Planeten gefunden, sondern eine Vielzahl kleiner Planeten, Planetoiden oder Asteroiden genannt.
Trotz aller genannten Fehler und sonstiger unvermeidlicher Ungenauigkeiten fand Johann Gottfried Galle den gesuchten Planeten. Ein gewaltiges
Maß an Zufall war hierbei mit im Spiel. Allerdings sind diese Informationen (aus Unkenntnis oder bewusst?) im Allgemeinen in der populären Literatur nicht zu finden. Nochmals: Die Newton
sche Theorie allein liefert nicht alle Parameter. Und dass Neptun überhaupt gefunden wurde, ist nicht nur der Newton
schen Theorie zu verdanken, sondern ganz speziellen Glücksumständen ebenso!
Als nächstes kam hinzu, dass damit noch nicht sämtliche Probleme gelöst waren. Also setzte man die Suche fort, um nach einem weiteren Übeltäter
zu fahnden, dem man die immer noch verbliebene Bahnstörung zuschreiben konnte. Als man tatsächlich 1930 den bislang letzten Planeten des
Sonnensystems - Pluto - entdeckte (es dauerte also ziemlich lange), gab es längst die Allgemeine Relativitätstheorie, die auch Vergeblichkeit der Suche nach dem Planeten Vulkan (nach
Leverrier) begründete, der für die Bahnstörungen Merkurs verantwortlich gewesen sein sollte und einstmals innerhalb der Merkurbahn vermutet wurde. Einstein
hingegen zeigte mit seiner Theorie die Grenzen der Newtonschen Mechanik auf.
Dies ungefähr ist der Anfang der Dunkle-Materie-Geschichte, die sich bis in den Beginn des 20. Jahrhunderts hinzog. Eine dieser dunklen Massen
(man bezeichnete ihn selbstverständlich niemals so) war zunächst der Planet Neptun. Die Theorie feierte Triumphe. Zunächst hatte man lediglich die
klassische Mechanik zur Verfügung, deren Urheber bekanntermaßen Isaac Newton war. Und ein Physiker namens Albert Einstein (von 1902 bis
1909 Angestellter des Schweizer Patentamtes in Bern) machte sich seine Gedanken, was es denn mit der Gravitation wohl auf sich haben könnte. Seit Newton nämlich waren lediglich die
quantitativen Relationen (Newtonsches Gravitationsgesetz) bekannt.
Und Einstein kam auch zu bestimmten Ergebnissen, auf die ich aus Platzgründen nicht näher eingehen kann. Doch zwei Effekte möchte ich nennen:
Erstens sollte Licht im Gravitationsfeld abgelenkt werden und zweitens bewegen sich die Planeten um die Sonne nicht exakt nach den Newtonschen
Gesetzen. Nimmt man als Beispiel den sonnennächsten Planeten Merkur, so ergibt sich eine Bahn, die - nach Abzug aller sonstigen Einflüsse -, immer noch geringfügig
von der geschlossenen Ellipse abweicht. Dieser verschwindend kleine Restfehler - so die übliche Darstellung - wurde mit der Allgemeinen Relativitätstheorie
erklärt. Auch die „Lichtablenkung im Schwerefeld der Sonne“ konnte - in ungezählten Schriften nachzulesen - empirisch verifiziert werden. Damit galt die Allgemeine Relativitätstheorie
als endgültig - endgültig! - bestätigt, und ihr Urheber feierte Triumphe. Zu seiner Ehrenrettung: Einstein selbst konnte den „Relativitätsrummel“ nie so recht nachvollziehen.
So richtig endgültig konnte die Allgemeine
Relativitätstheorie (ART) wohl bis heute nicht bestätigt werden, aber Einstein
wurde bereits 1919 berühmt, als damals, durch reichlich ungenaue Messsungen, bei der Sonnenfinsternis im Mai 1919 angeblich die Ablenkung des Lichtes in Sonnenähe nachgewiesen wurde. Genauere Messungen konnten etwa ein halbes Jahrhundert später, Anfang der 70er Jahre vergangenen Jahrhunderts, durchgefürt werden, die dann auch die
Einsteinsche Gleichung - so die übliche Darstellung - bestätigten.
Dies Ganze ist insofern recht interessant, als dass die “Bestätigung” der ART im ersten Viertel des 20.
Jahrhunderts bereits “endgültig genug” war, um sich - bis heute - intensiv damit zu befassen, damit sie eines Tages wirklich als bewiesen gelten kann. Die
Mehrheit der Physiker, die sich mit diesem Problem befassten, war somit von der Richtigkeit der ART bereits überzeugt, als von einem Beweis
tatsächlich noch nicht die Rede sein konnte. Ohne diese Überzeugung wäre die ART heute kein Forschungsthema mehr. Viele Dinge gelten - ob im positiven oder negativen Sinne - irgendwann als “abgehakt”. Nicht so die ART. In diesem Zusammenhang sind sehr beliebte beliebte Forschungsobjekte die so genannten
Gravitationslinsen.
Dann gibt es noch eine weitere Vorhersage der ART, die Gravitationswellen
betreffend. Auch hier ist man seit Jahrzehnten heftig am Forschen. Ohne richtig positives Ergebnis bislang. Hier ein Zitat aus einem Text der Uni Hannover (Gravitationswellen):
Gravitationswellen sind Änderungen in der Struktur der Raumzeit, die sich mit Lichtgeschwindigkeit
ausbreiten. Sie wurden 1916 von Albert Einstein im Rahmen seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorausgesagt. Unter den vielen stets mit Glanz bestandenen
Tests der Allgemeinen Relativitätstheorie ist es besonders diese Voraussage, die noch der Bestätigung durch einen direkten Nachweis harrt. [Hervorhebung W. N.] Der Grund liegt in der Schwäche der Wechselwirkung zwischen Gravitation und Materie. Bisher gibt es nur einen indirekten Beweis für die Existenz von Gravitationswellen. Die Astronomen Hulse und Taylor studierten Über 25 Jahre Veränderungen in den Bahndaten des Binärpulsars PSR1913+16. Die Abnahme der Bahnperiode dieses Doppelsternsystems läßt sich als durch die Abstrahlung von Gravitationswellen bedingten Energieverlust deuten. Die Beobachtungen stimmen mit den Voraussagen der Allgemeinen Relativitätstheorie bestens überein. Dafür bekamen Hulse und Taylor 1993 den Nobelpreis für Physik.
Ob die ART nun alle Tests ”stets mit Glanz” bestanden hat, kann ich im Detail
nicht bewerten. Doch basiert die ART auf bestimmten Voraussetzungen, zu denen ich in den Texten, die sich mit der Masse und dem Raum befassten, recht ausführlich Stellung bezogen habe. Auch gilt, wie in allen anderen Bereichen der Physik ebenso, dass mit der “Richtigkeit” einer Formel (oder allgemein: eines mathematischen Modells) noch lange nicht deren
Interpretation (qalitative Aussage, Erkenntnis) richtig sein muss.
Und: Wann gilt eine Theorie als widerlegt? Wie lange muss man den vergeblichen
direkten Nachweis der Gravitationswellen akzeptieren? Wie “direkt” kann ein solcher Nachweis überhaupt sein (vgl. Die Realität und deren Interpretation)? - Die Problematik der Gravitationswellen ist durchaus vergleichbar mit der vergeblichen Suche nach der
Dunkelmaterie, die bis dato auch nur indirekt
“nachweisbar” ist. Beides klappte bisher nicht. Beide Dinge aber sind eng miteinander verknüpft. Aber bisher scheint es keinen Anlass zu geben, auch nur andeutungsweise über alternative Theorien nachzudenken, da - im jetzigen Kontext - die ART ja alle Tests
”stets mit Glanz”
bestanden hat. Nun fragt man sich, was weitere Bestätigungen denn eigentlich an zusätzlichen Erkenntnisgewinn bringen sollen. Außerdem: es werden stets nur
Bestätigungen akzeptiert (vgl.
Das Experiment und die Wahrheit)! Wie auch immer, man sucht ja nicht nach der Wahrheit (die braucht
man schließlich nicht zu suchen, weil man sie bereits gefunden hat), sondern nach der Bestätigung vorgefasster Meinungen!
So etwas nenne ich Dogmatismus!
Und noch ein Problem taucht im Zusammenhang mit der ART auf: Im Rahmen dieser Theorie gilt, weite Bereiche der
philosophischer Erwägungen schlicht ignorierend, der (physikalische)
Raum, respektive dessen Eigenschaften, als etwas empirisch Erfahrbares. Weiterhin: Die
Verknüpfung von Massendichte und Metrik wirft aber nach wie vor das Problem des ungeklärten Massenbegriffs auf. Woher nehmen wir nun eigentlich die Masse?
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Von unentdeckten Massen war hierbei nicht die Rede. Im Gegenteil: Eine qualitativ neue Theorie war in der Lage einige - eher bescheidene - quantitative Effekte zu
erklären. Die Stärke dieser Theorie jedoch - so wird es gelehrt - liegt darin, dass erstmals so genannte kosmologische Weltmodelle zu Diskussion gestellt werden konnten, die auch ein endliches
Universum zum Inhalt hatten. Vom „gekrümmten Raum“ und einem - denkbar möglichen - „geschlossenen Universum“ war nun plötzlich zu hören. Und vom
„stationären“ oder „nichtstationären Universum“ war zunächst die Rede. Nach bestimmten Berechnungen - als deren Basis die Allgemeine Relativitätstheorie fungierte -
sollte sich möglicherweise das Universum im Zustand der Expansion befinden. Einstein konnte sich am Anfang mit einem „dynamischen Universum“ nicht so recht anfreunden
und „erfand“ den, theoretisch nicht begründbaren und später aufgegebenen, kosmologischen Term, der die Gravitationsgleichungen der Relativitätstheorie willkürlich dahingehend modifizierte, dass
trotz allem ein stationäres Weltall denkbar war.
Als weiterer wichtiger Akteur am kosmologischen Puzzle sei der Amerikaner Edwin Hubble (1899-1953) genannt. Dieser berühmte Astronom zeichnete für zwei wichtige
Entdeckungen verantwortlich. Die erste betrifft die Tatsache, dass es sich bei den sogenannten Spiralnebeln um extragalaktische Sternsysteme handelt, mit unserem
Milchstraßensystem vergleichbar, die ihrerseits ebenfalls aus Milliarden von Sternen bestanden.
Vermutungen darüber, dass dies möglicherweise so sein könnte, gab es seit Jahrzehnten bereits. Doch erst das 2,5
-m-Spiegelteleskop, zu welchem Hubble seinerzeit Zugang hatte, klärte eine “uralte” Streitfrage unter den Astronomen.
Die zweite Entdeckung bezieht sich auf den - vermeintlichen - Fakt, dass diese Galaxien sich von uns fortbewegen, und zwar um so schneller, je weiter sie entfernt sind
von uns. Auch hier möchte ich auf Einzelheiten aus Platzgründen nicht eingehen.
Jedenfalls begann man die Bewegung der Galaxien zurückzurechnen und kam zu dem Schluss, dass irgendwann einmal sämtliche Materie auf ziemlich engem Raum konzentriert
gewesen sein musste. Und mit dem „ganz großen Knall“ begann die Entstehung der Welt, so wie wir sie heute kennen. Weitere empirische Indizien schienen diese Hypothese zu
stützen, sodass heutzutage unter Astronomen der „Big Bang“ als ausgemachte Sache gilt.
Fast hätte ich sie aus den Augen verloren: um die „dunklen Massen“ sollte es doch gehen.
Bekannt also waren beispielsweise die „Spiralnebel“, die sich bei genauerem Hinsehen (dank der modernen Teleskope) eindeutig als Sternsysteme entpuppten, vergleichbar mit
unserer Heimat-Galaxie. Und all diese Sternen-Ansammlungen (wobei die Anzahl der diese Systeme konstituierenden Sonnen nach hunderten von Milliarden zählen) bewegen
sich selbst irgendwie im Raum. Und zu dieser Bewegung zählt auch die Eigenrotation des Systems. Unser Sonnensystem z.B. benötigt für einen Umlauf um das Zentrum der
Galaxis etwa 200 Millionen Jahre. Setzt man hier die bekannten Gesetze der Newtonschen oder auch der Einsteinschen Gravitationstheorie (die in kleinen
Raumbereichen nur bescheidene Effekte bringt - und galaktische Bereiche gelten in diesem Rahmen als “klein”) an, so müsste sich ein ganz bestimmtes Rotationsverhalten -
analog zur Bewegung der Planeten um die Sonne - beobachten lassen: Je weiter die Sterne vom Zentrum der Galaxie entfernt sind, um so langsamer sollten sie jenes Zentrum auch umrunden.
In Wahrheit ist das Ganze weitaus komplizierter. Und man spricht hier von sog. Rotationskurven. Aber Objekte, die
sich “hinreichend weit” außerhalb der Galaxie bewegen, vielleicht 100000 Lichtjahre vom Kern des
Sternensystems enrfernt, müssten jenes auf Keplerbahnen, vergleichbar mit den Planeten unseres Sonnensystems, umkreisen.
Ausgeklügelte Beobachtungen (ich kann diese astronomischen Details selbst nicht bewerten, sodass ich sie hier unkommentiert wiedergebe) an benachbarten Galaxien
ergaben ein davon eklatant abweichendes Rotationsverhalten, das theoretisch nicht erklärbar ist.
Es sei denn man nimmt Zuflucht zu der so genannten dunklen Materie.
Erst wenn man neben den beobachtbaren Sternen und den vielleicht abschätzbaren interstellaren Staub- und Gasmassen zusätzliche, derzeit noch nicht direkt nachweisbare,
Massen ins Spiel bringt, bekommt man wieder Ordnung in den Bewegungsablauf der Sternsysteme. Ähnlich ging man ja auch bei Neptun vor. Einen Haken aber hat die Angelegenheit: Diese
nicht unmittelbar beobachtbare Materie müsste - grob gerechnet - 90% der Gesamtmassen der Galaxien ausmachen. Der direkten astronomischen
Beobachtung wären demgemäß lediglich etwa 10% der Galaxien-Massen zugänglich! Und - sollte man der Interpretation der astronomischen Beobachtungen tatsächlich
Glauben schenken - das „Massen-Defizit“ wird um so größer, je weiter wir uns an „übergalaktische“ Strukturen heranwagen.
Das Verhältnis der direkt beobachtbaren zu den nicht sichtbaren Massen wird immer kleiner - und immer unverständlicher.
Weiter oben erwähnte ich mögliche relativistische Weltmodelle. Und eine besondere Rolle - dies deutete ich bereits an - spielte die mittlere Massendichte des Universums.
Oberhalb einer bestimmten Massendichte müsste - so die bisherige und nunmehr veraltete Darstellung - das Universum kollabieren. Da nun diese - indirekt über die Bewegung der Galaxien
ermittelbare - Dichte 10 bis 100mal größer ist, als traditionelle Beobachtungen es vermuten lassen, könnte man annehmen, dass der Kollaps
unausweichlich sein müsste. (Hierbei berücksichtige ich die wahrscheinliche hierarchische Strukturiertheit des uns durch Beobachtung zugänglichen Teils des Universums nicht.)
Dies aber scheint nicht so zu sein. Die „Galaxienflucht“ - glaubt man anderen Beobachtungsergebnissen - scheint ungebremst vonstatten zu gehen. Hierzu, als
Wiederholung, einige bereits zitierte Sätze aus dem SPIEGEL:
Eine bislang unverstandene Energie - die sogenannte kosmologische
Konstante - trieb sodann die Galaxien auseinander und blähte, die Explosion des Urknalls verstärkend, den Weltraum weiter auf. „Eine
kosmische Antigravitation“ sei entdeckt worden, so umschrieb es „Science“ im vergangenen Februar.
Fassen wir die bisherigen Ergebnisse zusammen:
- Die Potenzen der Newtonschen Mechanik ermöglichten es, im 19. Jahrhundert einen zuvor nicht gesichteten Planeten zu entdecken. Eine „dunkle Masse“ wurde
im Teleskop sichtbar, weil man ungefähr wusste, wo sie zu suchen war.
- Geringfügige Abweichungen der Merkurbahn von der theoretischen Erwartung wurden nicht mit Hilfe eines noch nicht entdeckten Planeten erklärt, sondern durch
eine qualitativ neue Theorie (Allgemeine Relativitätstheorie).
- Die beobachtbaren lokalen Bewegungen der Galaxien (Rotation) und der Galaxien-Haufen (Relativbewegung der Galaxien untereinender)
veranlassen die Wissenschaftler zur Annahme, dass es neben der direkt beobachtbaren Materie, die angeblich nur 1% bis 10% der
Gesamtmasse ausmachen soll, eine bislang unentdeckte Materieart geben muss, die das gesamte astronomische Geschehen gravitativ dominiert.
- Die globalen Bewegungsverhältnisse („Galaxienflucht“) widersprechen der Annahme, dass ab einer bestimmten mittleren Massendichte die
Expansion gebremst wird und der Prozess sich möglicherweise umkehrt. Der „Welten-Untergang“ ist nicht in Sicht. Daraus folgern einige Astronomen messerscharf: Es gibt großräumig
eine Art „Antigravitation“, die diesen Widerspruch angeblich beseitigt. Einerseits „existiert“
mehr Masse, als man gemeinhin annahm - andererseits muss diese „positive Masse“ mit ihrem gravitativen Einfluss durch eine „negative Gravitation“ kompensiert werden, um allen
Beobachtungstatsachen gerecht zu werden.
Tatsache ist: Die Interpretation von Beobachtungsergebnissen auf unterschiedlicher Ebene führt im Rahmen gegebener Theorien zu Widersprüchen,
die man mit Hilfe von „Geister-Massen“ zum einen und „Geister-Kräften“ zum anderen auflösen möchte.
Ohne auf Einzelheiten eingehen zu können, führt die logische und historische Analyse (hier nur oberflächlich angedeutet) bestehender Anschauungen
zur Überzeugung, dass irgend etwas nicht stimmen kann. Bitte beachten: Für ziemlich mickrige Effekte (Pkt. 2) musste eine völlig neue Theorie
herhalten. Doch bei gravierenden Widersprüchen (Pkt. 3 und Pkt. 4) denkt man nicht darüber nach, dass möglicherweise die bestehenden
physikalischen Theorien völlig ungeeignet sein könnten, die Wirklichkeit zu erfassen, welche sich - schon wieder einmal - als viel komplexer entpuppt als man es gerne hätte.
Nichts gegen - nun ja - etwas gewagte und überaus kühne Hypothesen. Doch dass solche Dinge völlig unreflektiert und kritiklos in der „seriösen
Presse“ dem staunenden Publikum offeriert werden, gibt seinerseits selbst genügend Anlass zum Staunen. Wer jedoch glauben sollte, dieser
pseudowissenschaftliche Unsinn ist nicht mehr steigerungsfähig, sei durch einige ergänzende Sätze aus dem SPIEGEL eines schlechteren belehrt:
Keineswegs ist der Kosmos, jahrmilliardenlang von der Schwerkraft gebremst, in seiner Expansionsbewegung müde
geworden. Statt dessen nimmt die Geschwindigkeit, mit der sich das All ausdehnt, ständig zu - als sei irgendwo im Universum eine geheime Energiequelle verborgen.
Was ist diese Kraft, die Welt immer schneller auseinandertreibt?...
Dass es eine auseinandertreibende Kraft, eine Antigravitation über kosmische Distanzen doch gibt, kann als
wissenschaftliche Sensation gelten. Verstanden sei diese Fernwirkung noch nicht. Doch über deren Herkunft hegen
die Theoretiker immerhin eine „starke Vermutung“ ...: Es sei das Nichts selbst, das den Raum auseinanderdrückt.
Dem Vakuum, der Leere zwischen den Galaxien, wohne eine Energie inne, die sich Platz zu schaffen suche.
Begründet ist mit solchen Metaphern noch nicht allzuviel; so versuchen die Kosmologen, je nach wissenschaftlichem
Temperament, sich auf unterschiedliche Weise daran zu gewöhnen, dass sich etwas Unbekanntes in ihr Weltbild geschlichen hat. ...
Nach den letzten Ergebnissen steckt die Gesamtenergie des Alls zu fast drei Vierteln, in der geheimnisvollen Kraft,
die aus dem Nichts kommen soll.
Wieder einmal fühlt sich Andrej Linde (russischer Kosmologe, W. N.), der Magier aus Moskau, bestätigt. Er verficht
schon seit geraumer Zeit eine phantastische Theorie, in der das Nichts die Hauptrolle spielt: Das ganze Weltall sei
daraus entstanden. Eine Energiezuckung des Vakuums hat seiner Ansicht den Urknall in Gang gesetzt. Und wenn die
Entstehung des Universums mit so wenig Aufwand zu bewerkstelligen ist, sei auch nicht einzusehen, weshalb es nur ein Universum geben soll. ...
Ausgangspunkt von Lindes Überlegungen sind Blitze aus dem Nichts, sogenannte Fluktuationen, wie sie von
Teilchendetektoren am Cern tatsächlich bemerkt wurden: Weil das Vakuum energiegeladen ist, treten darin
Energieballungen auf, die nach Momenten, viel kürzer als eine millionstelmilliardstel Sekunde, von selbst wieder vergehen. ...
So würde „bei mehr als 10 Billionen Grad Temperatur“ (Linde) ein Universum geboren.
„Unendlich viele Universen“ („Multiversen“) könnten auf diese Weise entstanden sein, argumentierte Linde; das von
den Menschen bewohnte sei nur wie eine Blase in einem gewaltigen kosmischen Schaum. ...
Gehört seine Theorie von den vielen Universen damit ins Reich der Mythen? „Es ist Metaphysik“, sagt Linde lächelnd.
„Aber gute Metaphysik.“ Immerhin stehe seine Lehre von den Urknällen am laufenden Band nicht im Widerspruch zu den Naturgesetzen.
Damit will ich es bewenden lassen. Bei aller Toleranz: Nicht einmal als science fiction würde ich diese „Erkenntnisse“ gelten lassen. Doch einen
weiteren köstlichen Ausspruch des Kosmologen Andrej Linde möchte ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten:
„Jetzt weiß ich, wie Gott das All schuf.“
„Wie Gott das All schuf“, werden wir sicherlich nie in Erfahrung bringen. Doch einer Tatsache dürfen wir jetzt schon gewiss sein: So wie die
Kosmologen es uns weismachen wollen, war es mit Bestimmtheit nicht.
Man stelle sich vor, irgendein „armer Irrer“ würde heutzutage ein stinknormales perpetuum mobile zum Patent anmelden wollen. Undenkbar! Eine
Einrichtung, die Arbeit zu leisten vermag, ohne dass ihr - wie auch immer - Energie zugeführt werden muss, ist physikalisch unmöglich. Das weiß fast
jedes Kind. Aber die permanente Entstehung von „Universen aus dem Nichts“ ohne Unterbrechung verstößt angeblich gegen keinerlei physikalische Gesetze! Spätestens jetzt - aber
allerspätestens! - sollte man den „allwissenden Wissenschaftlern“ kein Wort mehr glauben, da sie längst dem festen Boden des Rationalen entschwebt sind.
Auch sollte man sich - spätestens jetzt - mit der Analyse des physikalischen Weltbildes beschäftigen, das all diese phantastischen Auswüchse
angeblich zulässt. Diese Analyse beinhaltet dann unter anderem auch die Untersuchung der Grundbegriffe der Physik. Und zu diesen Begriffen zählt beispielsweise der Begriff der Masse. Der „ungeschulte Beobachter“ könnte schließlich auf die Idee kommen, dass erst dann, wenn alle grundlegenden
Fragen geklärt sind, auch die daraus abgeleiteten Folgerungen sinnvoll sein können. Doch bereits bei der Analyse des Massenbegriffs werden methodische Ungereimtheiten sichtbar, die letztlich alle -
alle! - davon abhängigen Theorien - und es gibt keine, die den Massenbegriff nicht im Repertoire hat - als fragwürdig erscheinen lassen.
Ach so: Auf den angeführten SPIEGEL-Artikel „Der erschöpfte Schöpfer“ bin ich gar nicht erst eingegangen. Wie nahe also sind sich
Wissenschaft und Religion mittlerweile gekommen?
Nahegekommen sind sie sich überhaupt nicht. Aber die Wissenschaft selbst ist zu einer neuen Religion geworden!
Bestandteil aller Religionen sind irgendwelche Schöpfungswunder und der Glaube an die Unfehlbarkeit jener Priester, die solche Wunder verkünden.
Nun hat die vorgeblich seriöse Wissenschaft ein nicht mehr steigerungsfähiges Wunder kreiert, das in dieser Form meines Wissens (ich bin da kein
Fachmann) in noch keiner anderen Religion vorkam: Die Erschaffung und Vernichtung von Welten ohn’ Unterlass. Die Wissenschaft ist der Religion nicht nahegekommen, sondern
übertrifft alle Religionen und Mythologien bei weitem. Zwar glaube ich nicht, dass die Mehrheit der
Wissenschaftler voll hinter diesem groben Unfug steht; dass aber solche Phantastereien überhaupt zur Kenntnis genommen und möglicherweise ernsthaft diskutiert werden, stimmt nachdenklich.
Dann haben wir noch ganz andere Möchtegern-Götter vorzuweisen: die Molekularbiologen mit ihrer Gen-Forschung und -Technologie. Auch nicht
sonderlich ängstliche Gemüter sollten sich schon ‘mal langsam auf das Fürchten vorbereiten. Nur an jene „hysterischen Panikmacher“ sei erinnert, die
- vor Jahrzehnten bereits - auf die Gefahren der Kernenergie aufmerksam machten. So gesehen sind die kosmologischen Spinnereien
vergleichsweise harmlos - wären sie nicht symptomatisch für die Selbstüberschätzung einer selbsternannten Wissenschafts-Elite.
Und die „seriöse Presse“ (die einschlägigen populärwissenschaftlichen Periodika inklusive) beteiligt sich in einer bemerkenwerten, zur intellektuellen
Selbstaufgabe tendierenden, Autoritätsgläubigkeit und geradezu peinlichen Spezialisten-Hörigkeit an der Verdummung derjenigen, die, als wehrlose Steuerzahler, jenen gigantischen Verdummungs-Prozess auch noch finanzieren “dürfen”. Und schließlich gibt es jene ungezählten Lehr-, Fach- und
Sachbücher sowie die einflussreichen (selbstverständlich englischsprachigen) Wissenschafts-Journale, welche die Basis bilden für die Verbreitung
aller neuen und ernstzunehmenden Weisheiten.
Ich kann mir nicht helfen, ich finde das Ganze ein wenig seltsam. Sehr seltsam, wenn ich ehrlich sein soll.
Nachtrag 22.02.2003
Die Forschung, auch auf kosmologischem Gebiet, hat derweil natürlich Fortschritte gemacht. Und über den aktuellen Stand (Februar 2003) der Erkenntnisse kann man sich bei der NASA informieren:
The First Detailled Full Sky Picture of the Oldest Light in the Universe
Bild NASA
The Wilkinson Microwave Anisotropy Probe (WMAP) team has made the first detailed full-sky map of the oldest light in the universe. It is
a "baby picture" of the universe. Colors indicate "warmer" (red) and "cooler" (blue) spots. The oval shape is a projection to display the
whole sky; similar to the way the globe of the earth can be projected as an oval.
The microwave light captured in this picture is from 380,000 years after the Big Bang, over 13 billion years ago: the equivalent of taking a
picture of an 80 year old person on the day of their birth.
Diese Abbildung zeigt uns - so die NASA - ein getreues Abbild der spektralen Verteilung der so genannten Hintergrundstrahlung im
Mikrowellenbereich - 380000 Jahre nach dem Urknall wie es heute empfangen werden kann. Desweitern erfahren wir (http://map.gsfc.nasa
.gov/m_mm/mr_age.html), dass das Alter des Universums mit neuer Genauigkeit ermittelt werden konnte: 13,7 Milliarden Jahre gelten nunmehr exakt als das Weltenalter.
Auch die Angaben über die Materie des Universums konnten präzisiert werden. Hier die genaue Zusammensetzung des Universums (http://map.gsfc
.nasa.gov/m_or/m_or3.html):
Content of the Universe The Universe is much more than what meets the eye. The contents of the Universe include 4% atoms. This is ordinary matter, the stuff
from which stars and everything we see and touch is made. WMAP data reveals that 23% of the Universe is unseen dark matter, a
mysterious form of matter intrinsically different from atoms. This matter does not radiate light like ordinary matter, but is detected only
indirectly by its gravity. Most of the Universe, 73%, is a mysterious form of energy, dubbed dark energy, that acts as sort of an anti
-gravity force and is responsible for accelerating the expansion of the Universe.
Also: Nur etwa 4% der Gesamtmasse bestehen aus stinknormaler Materie, jener Materie also, mit der wir unseren alltäglichen Umgang pflegen und
mit der die “gewöhnlichen Astronomen” via elektromagnetische Wellen Kontakt aufnehmen. Die unsichtbare Kalte Dunkle Materie (“a mysterious form of matter”
) - davon ist in “Gottes Urknall” vorrangig die Rede - macht immerhin 23% aus, nicht 90% bis 99%, wie aus älteren
Quellen zu erfahren war. (In galaktischen Dimensionen gelten derweil noch 90%. Oder...?) Den Löwenanteil übernimmt neuerdings die “Dunkle Energie” (“a mysterious form of energy”
), die dafür sorgt dass die Expansion des Weltalls nicht nur nicht gebremst, sondern gar beschleunigt
wird. Dies ist die “Antigravitation”, die auch im obigen Beitrag erwähnt wurde.
LITERATUR
Fahr, Hans Jörg: Der Urknall kommt zu Fall, Franck-Kosmos, Stuttgart, 1992
Fahr, Hans Jörg: Universum ohne Urknall, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg - Berlin - Oxford, 1995
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