Wissenschaft und Kritik
- Physik: DPG-Tagungen -

© 1998 - 2022 Wolfgang Neundorf
Stand: 20.08.2022

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Vorgesehen sind an dieser Stelle Berichte von den alljährlich stattfindenden Tagungen der Deutschen Physikalischen Gesellschaft, speziell des Fachverbandes Didaktik der Physik. Die hier vorgestellten Texte erheben absolut keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Objektivität.

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Die DPG dient ausschließlich und unmittelbar der Physik. Sie vertritt die Gesamtheit ihrer Mitglieder und fördert den Erfahrungsaustausch in Lehre, Forschung und Anwendung innerhalb der DPG, der internationalen Gemeinschaft der Wissenschaftler und darüber hinaus. Sie widmet ihre besondere Aufmerksamkeit der Förderung des Nachwuchses und seiner beruflichen Zukunft. Diese Ziele sucht die DPG insbesondere zu erreichen durch
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Wissenschaft und Kritik - Physik

 

Alle Jahre wieder

Frühjahrstagung 2000 der DPG

26.03.2000

Wichtiger Bestandteil der Arbeit der DPG sind die alljährlich im März stattfindenden Tagungen. Dass das Jahr 2000 das Jahr der Physik war, wird sicherlich nicht allzu vielen Leuten bekannt sein. "Wissenschaft im Dialog" heißt eine Initiative des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, deren konkrete Umsetzung eben "Das Jahr der Physik" lautete.

Physik ist nämlich keine auslaufende Wissenschaft, wie manche glauben, sondern sie ist nach wie vor eine gute Investition in die Zukunft.

Dieser Satz entstammt einer Rede der Ministerin am 18. Januar 2000 o.g. Ministeriums anlässlich der Eröffnung des Jahres der Physik. Mit diesem Satz mag sie wohl recht haben, doch ein Thema auf der 64. Physikertagung der DPG war nun einmal die Tatsache, dass man seit Jahren mit Nachwuchsproblemen zu kämpfen hat: Die Zahl der Studienanfänger im Fach Physik verringerte sich dramatisch. Nun ist es leider so, dass die Akzeptanz der Naturwissenschaften in großen Teilen der Bevölkerung seit Jahrzehnten gleichermaßen abgenommen hat. Und das Interesse daran auch. Das Unterrichtsfach Physik beispielsweise steht in der Beliebtheitsskala in den Schulen auf vorletzter bis letzter Stelle. Auch dies wurde beklagt. Fairerweise muss man dagegenhalten, dass eine Vielfalt der - für uns so selbstverständlichen - technischen Errungenschaften ohne die moderne Physik undenkbar wären.

Wenngleich die Kernenergie - spätestens nach der Reaktorkatastrophe am 26.04.1986 in Tschernobyl - unter einem denkbar schlechten Stern steht, so sollte man bedenken, dass die Kernphysik eben nur ein bescheidener Teil der Wissenschaft ist, die "Physik" genannt wird. Einerseits dient die Physik - dies wurde auf der Tagung mehrfach betont - vorrangig dem Erkenntnisgewinn, so ist man andererseits (auf speziellen Gebieten) dennoch stolz darauf, wenn man verwertbare Ergebnisse vorzuweisen hat.

Das Problem: Die Physik ist unüberschaubar geworden. Die Physik als homogene Wissenschaft gibt es - wie es den Anschein hat - längst nicht mehr. Wir finden eine Vielzahl von physikalischen Disziplinen vor mit einer Vielzahl konkreter Forschungsthemen; aber so richtig blickt keiner mehr durch.

Die Spezialisierung und weitgehende Arbeitsteilung fordert ihren Tribut. Die Physik - als prinzipiell nachvollziehbare "rationale Welterkenntnis" - musste einem weitreichenden Spezialistentum weichen, sodass letztendlich nur noch Autoritäten zählen.

Wie dem auch sei, ob irgendwelche politischen Initiativen der hier vorliegenden Art, so begrüßenswert sie auch sein mögen, letztendlich irgendwelche Probleme lösen, darf bezweifelt werden.


Frühjahrstagung 2001 der DPG

24.03.2001

Die Frühjahrstagung im Jahr 2000 des Fachverbandes Didaktik der Physik fand vom 21.03. bis 23.03. in Bremen statt. Jedes Jahr im März finden die Frühjahrstagungen aller Fachverbände der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) statt. Dies gilt auch für den Fachverband Didaktik der Physik . Gastgebende Hochschule war im Jahr 2001 die Universität Bremen. Hier einige wenige Eindrücke von dieser Veranstaltung aus meiner ganz subjektiven Sicht, die schon deshalb nicht vollständig ist, weil man nicht alle parallel stattfindenden Fachsitzungen besuchen kann.

Ein Hauptvortrag befasste sich mit einem Thema, welches - zunächst - nicht unmittelbar als physikalisches Forschungsthema zu betrachten ist. Das Thema lautete: Die Ratte im Labyrinth - Lernen und Repräsentation aus neurowissenschaftlicher Sicht. Nun bedient sich die Neurophysiologie - wie sollte es anders sein - natürlich auch physikalischer Mess-, Beobachtungs- und Auswertungsmethoden. Hier ein Auszug aus dem Abstract des Vortrages:

In den letzten Jahren sind in den experimentellen und theoretischen Neurowissenschaften erhebliche Fortschritte auf den Gebieten der Plastizität im Nervensystem und der Signalverarbeitung durch Nervenzellverbände erzielt worden. So lassen sich präzise Bedingungen für Signalfluss auf zellulärer und subzellulärer Ebene angeben, unter denen sich synaptische Übertragungseigenschaften selbst organisiert ändern (Hebbsches Lernen).

Hier taucht u.a. der Name Hebb ("Hebbsches Lernen") auf. Auf folgender Web-Seite ist eine Einführung in die Neurophysiologie zu finden: Neurophysiologische Aspekte. Daraus ein kurzes Zitat:

Nach dem Modell des Neuropsychologen Donald O. Hebb (1949) sind solche Cell Assemblies die kortikalen Repräsentanten von Gegenständen, Begriffen, Gedanken und Wörtern. In seinem 1949 veröffentlichen Buch The Organization of Behavior postuliert Hebb die Theorie, eine Entsprechung von psychologischen Einheiten und Cell Assemblies existiere. Nach HEBB (1949) soll das Gehirn als ein Ensemble von Neuronen assoziatives Gedächtnis durch Veränderungen synaptischer Verbindungen schaffen. Eine "Zündung" einer  bestimmten Cell Assembly soll mit dem Auftreten von bestimmten psychologischen Vorgängen eines Typs stark korrelieren.

In seinem Beitrag wies der Vortragende (Dr. Eurich vom Institut für Theoretische Physik der Uni Bremen) darauf hin, dass zwar in den mehr als 50 Jahren (seit Hebb) die empirische Forschung auf dem Gebiet der Neurophysiologie gewaltiges Wissen anhäufte, aber im wesentlichen (nicht in jedem Detail) die Ansätze des Donald O. Hebb bewiesen wurden. Von einem wirklichen Durchbruch im Verständnis der Vorgänge der "Datenspeicherung und -verarbeitung im Hirn" kann - trotz gewaltigen Aufwandes in der Forschung weltweit - nicht die Rede sein. (Zu diesem Thema passt ergänzend mein Artikel Die unterschätzten Vögel). Auch als Laie sollte man sich gehörig darüber wundern und zumindest den Verdacht äußern dürfen, dass sich die Forschung - auch auf diesem Gebiet - möglicherweise in der Sackgasse befindet.

Vier weitere (Kurz-)Vorträge kritisierten u.a. "irreführende und fehlerhafte Erklärungstraditionen in der Physik" (aus dem Abstract von A.Müller, Institut für Physik Uni Landau des Beitrages Altlasten und neue Ideen in Elektrizitätslehre und Elektrodynamik). Auf die Details möchte ich aus Platzgründen (noch) nicht näher eingehen. (Nach dem Erscheinen der Tagungs-CD werde ich möglicherweise das eine oder andere Thema nochmals aufgreifen und ausführlicher behandeln.) Doch scheint es, dass - auch in Lehrbüchern - fleißig ein Autor vom anderen abschreibt, ohne irgendwelche Erklärungen wirklich nachzuvollziehen. Und solches geschieht vielleicht seit Generationen! Der Vortragende äußerte sich überaus verwundert darüber, dass offensichtliche Fehler kritiklos hingenommen werden. Mein persönlicher Kommentar: Ich wundere mich nicht ganz so sehr.

Ein Schwerpunktthema - dies galt auch für die Tagung des vergangenen Jahres - war die Nichtlineare Physik. Hier möchte ich lediglich darauf hinweisen, dass dies ein recht vielschichtiges Thema ist. Einige Aspekte hatte ich schon in einigen Artikeln andeutungsweise abgehandelt. Weitere Beiträge werden folgen. Und auch um den Nachweis der wissenschaftstheoretischen Relevanz jenes Themenkomplexes werde ich nicht herum kommen

 

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